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Rudolf Pähler

Schmetterlinge – entdecken und Schützen




Rudolf Pähler Im August 2017 sendete der WDR, Studio Bielefeld, einen vier Minuten langen Beitrag über Nachtfalter in der Heide. Einige Abende zuvor wurde dieser Beitrag in einem Privatgarten in Marienfeld aufgenommen. Die Familie Sieweke hat dort in den letzten Jahren einen privaten Heidegarten angelegt. Über 10.000 Pflanzen der heimischen Besenheide (Calluna vulgaris) wurden dort großflächig angepflanzt.

Im Mai hat mich Herr Sieweke, während eines VHS-Einsatzes in Gütersloh gefragt, ob ich auch einmal in seinem Heidegarten eine Nachtfalterkartierung vornehmen kann. Auch der freie Redakteur Kolja Selker beim WDR hatte von dem VHS-Beitrag erfahren und dann bei mir telefonisch angefragt. Daraufhin hatte ich die Idee, die beiden Vorhaben zu verbinden.

So konnten wir an einem späten Abend im August einen sog. Leuchteinsatz durchführen. Dabei wurden mit einer starken Lichtquelle die dort vorkommenden Nachtfalter angelockt und kartiert. Insgesamt konnte ich innerhalb von zweieinhalb Stunden 68 Nachtfalterarten feststellen und notieren. Darunter waren 3 Arten, die für eine Heidelandschaft charakteristisch sind. Weiterhin waren 13 Arten dabei, die auf der Roten Liste (NRW) der gefährdeten Pflanzen, Pilze und Tiere stehen. Lediglich bei nur einem Untersuchungseinsatz ist dieses Ergebnis schon beachtlich und die ganze Mühe hat sich gelohnt. In einer intakten Landschaft, wie zum Beispiel die Senne mit dem dort vorhandenen Truppenübungsplatz, wäre am gleichen Abend im Vergleich sicherlich noch eine größere Anzahl von Arten zusammengekommen. Der Garten von Familie Sieweke liegt in einer intensiv genutzten Kulturlandschaft an einem kleineren Waldstück.

Die meisten Pflanzen und Tierarten sind jedoch auf extensiv genutztes Offenland angewiesen. Und dort sieht es im Allgemeinen für die Natur momentan schlecht aus. In den Wäldern mit den kühlen Schatten der Baumkathedralen kommen nur wenige Arten zurecht. Über 32% der Fläche in Deutschland sind mit Wald bedeckt. Dabei zählen nur die geschlossenen Wälder und nicht kleine Waldstücke, Baumgruppen oder Baumreihen. Der allergrößte Teil der nicht bewaldeten Landschaft wird von Landwirten bearbeitet. Diese pflanzen immer mehr Mais an, um Schweine, Kühe und Biogasanlagen damit zu füttern. Im letzten Jahr wurden in Deutschland mehr als zweieinhalb Millionen Hektar Land mit Mais bebaut. Und das mit massivem Einsatz von Gülle, Pestiziden und Herbiziden. Das sind dreimal soviel wie vor 30 Jahren. Betrachtet man auch noch das Grünland, also die Wiesen, auf denen die Landwirte Futtergras für Kühe ernten wird deutlich, dass es intensiv genutzt und bis zu fünfmal pro Saison gemäht wird. Solche Wiesen sind zwar schön grün, aber als Lebensraum für die meisten Tier- und Pflanzenarten unbrauchbar. Landschaften, die wir Menschen als schön empfinden und für natürlich halten, sind bei Tieren und Pflanzen nicht immer beliebt. Viele Arten sind im Laufe der Evolution an Magerböden angepasst. Erst als der Mensch mit Gülle düngte gab es plötzlich reichlich Stickstoff im Erdreich und Belastungen der Grundwasservorkommen. „Der Stickstoff ist zum Erstickstoff der Artenvielfalt geworden“. Aus ökologischer Sicht fehlen in Deutschland karge Sandflächen, nacktes Erdreich und ungedüngte Magerwiesen. So brauchen zum Beispiel Schmetterlinge warme Bodenstrukturen und nicht das saftige Gras der gedüngten Landschaft von heute.

Weiterhin muss der Einsatz von Pestiziden und Herbiziden nicht nur überdacht, sondern schnellsten neu geregelt werden. So ist es derzeit vollkommen unrealistisch ein komplettes Verbot zu verlangen. Aber genauso falsch es ist, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und die bisherige Düngepraxis so wie bisher zuzulassen. So muss zum Beispiel das Wegspritzen von unerwünschten Pflanzen auf den Winterbrachen, kurz vor der Bearbeitung der Ackerflächen im Frühjahr, oder das Totspritzen von noch grünen Pflanzen zwei Wochen vor der Getreideernte unterbunden werden. Ebenfalls soll das vorsorgliche Vergiften von ganzen Pflanzen, z.B. bei Mais und Raps, durch das Saatgutbeizen mit Neonicotinoide schnellstmöglich unterbleiben. Hierdurch werden nicht nur alle Tierarten, die daran saugen oder fressen, in ihrem natürlichen Verhalten massiv gestört und beeinträchtigt, sondern es werden auch die vorhandenen Grundwasserbestände stark belastet. Dieses gilt nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für den privaten Gartenbesitzer.

Ein abschließendes Fazit kann nur bedeuten: Es muss sich so schnell wie möglich unser Denken und Handeln im Umgang mit unserer Natur ändern. Und da sind wir alle gefordert!




Buchtipp



„Die Schmetterlingsfauna von Ostwestfalen-Lippe“

2010 und 2013 sind die beiden Bände „Die Schmetterlingsfauna von Ostwestfalen-Lippe und angrenzender Gebiete in Nordhessen und Südniedersachsen“ erschienen. Die beiden Autoren Rudolf Pähler aus Verl und Hans Dudler aus Leopoldshöhe haben nach siebenjähriger und gemeinsamer intensiver Arbeit ein umfangreiches Werk erstellt. Herausgekommen ist eine komplette Synopse unserer heimischen Schmetterlingsfauna. Die beiden Autoren beschäftigen sich bereits seit über 50 Jahre mit dem Thema „Schmetterlingskunde“ und haben sich vor einigen Jahren entschlossen, dieses Nachschlagewerk für unsere Region zu erstellen.

Über 1200 der bei uns vorkommenden Schmetterlingsarten werden im Band 1 und 2 auf über 1100 Seiten besprochen. Außerdem werden über 1400 Farbaufnahmen von Schmetterlingen, Puppen, Raupen und gelegentlich auch Eigelegen dargestellt.

Das wissenschaftlich wirkende Werk ist jedoch gut lesbar und auch für Naturfreunde leicht verständlich. Neben den lateinischen Bezeichnungen sind überwiegend auch die deutschen Namen mit aufgeführt. Die Bücher sind im Eigenverlag erschienen und sind deshalb nicht in allen Buchhandlungen erhältlich. Interessenten können die Bücher unter der Mail-Adresse rudolf@paehler.biz bestellen. Der Stückpreis beträgt 39, €. Bei einer Bestellung beider Bände gilt ein Sonderpreis von 60,- €, plus Versandkosten.